Start-up als Genossenschaft? [28.03.23]
Eine beschreibende Analyse zur Präsenz des genossenschaftlichen Modells an Gründerzentren von Hochschulen in Baden-Württemberg.Eine beschreibende Analyse zur Präsenz des genossenschaftlichen Modells an Gründerzentren von Hochschulen in Baden-Württemberg. Die Studie wurde finanziert durch die GENO-Stiftung WissenSchafftPartner. Das Ziel der Stiftung ist es:
„1. Stärkung der Genossenschaftsidee sowie der Vielfalt unterschiedlicher Initiativen in der Rechts- und Unternehmensform der eingetragenen Genossenschaft (eG) im Bereich Wissenschaft und Forschung.
2. Förderung des Austauschs von Theorie und Praxis.
3. (Aus-) Gründungen in der Rechts- und Unternehmensform der eingetragenen Genossenschaft an Hochschulen fördern und unterstützen.“
(Quelle: Roth, Anja und Reifschneider, Annika (2022): Neue GENO-Stiftung WissenSchafftPartner ist gestartet. In: GENOGRAPH (10) S. 8-10).
Zusammenfassung
Der Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen aus den Forschungseinrichtungen und in die Unternehmen ist ein unerlässlicher Prozess für den Fortbestand von Wohlstand, wirtschaftlichem Wachstum und einer Transformation der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit (Bioökonomie). Hierbei bieten Start-ups, darunter werden junge Unternehmen mit einem (hoch-) innovativen Geschäftsmodell verstanden, eine Möglichkeit zur schnellen Übermittlung von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Praxis. Eine Form von Start-ups stellen wissenschaftliche Ausgründungen (Spinoffs) dar. Hierbei gründen wissenschaftliche Mitarbeiter/innen, Hilfskräfte und/oder Student/innen ein Unternehmen, dessen Geschäftsmodell unmittelbar auf Forschungsergebnissen beruht.
In diesem Zusammenhang kann es vorteilhaft sein, eine wissenschaftliche Ausgründung durch eine Genossenschaft (eG) zu realisieren. Dennoch scheint diese Rechtsform auf gängigen Informationswebseiten von Industrie- und Handelskammern und Gründerzentren an Hochschulen für Gründer/innen nicht ubiquitär. Beispielsweise wird die Rechtsform eG nur selten für wissenschaftliche Ausgründungen durch Gründer/innen gewählt, wie es z.B. bei der Rechtsform der Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) der Fall ist. Ziel der vorliegenden Studie ist es, den Status quo der badenwürttembergischen Hochschulen hinsichtlich ihrer Gründerszene deskriptiv darzustellen, das Potential für Genossenschaftsgründungen zu ermitteln und Handlungsempfehlungen für Gründungszentren, Verbände, Beratungsorganisationen und staatliche Institutionen zu identifizieren, wo sich Möglichkeiten zur wirksamen Kommunikationsverbesserung ergeben können. Hierfür werden die folgenden Forschungsfragen adressiert:
I. Wie viele Hochschulen gibt es in Baden-Württemberg?
II. Wie viele Start-ups wurden in den vergangenen fünf Jahren an Hochschulen in Baden-Württemberg gegründet?
III. Welche Rechtsformen haben die Start-up-Gründer/innen für ihre Unternehmen gewählt?
IV. Wodurch fördern Hochschulen in Baden-Württemberg Unternehmensneugründungen (Start-ups)?
V. Welche Kommunikationskanäle nutzen die Gründerzentren der Hochschulen in Baden- Württemberg zur Information und Beratung potentieller Unternehmensgründer/innen?
VI. Über welche Rechtsformen informieren Kommunikationskanäle der Gründerzentren an Hochschulen in Baden-Württemberg?
VII. Wodurch lassen sich Start-up Gründungen in der Rechtsform „eingetragene Genossenschaft“ aus Gründerzentren der Hochschulen und Universitäten erfolgversprechend gestalten?
Derzeit gibt es in Baden-Württemberg 74 Hochschulen. Von insgesamt acht Hochschularten sprechen vermehrt zwei Hochschularten (Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften) initiativ die Gründung von Start-up Unternehmen an. Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Anzahl der Initiativen und der Anzahl an Anlaufstellen respektive Ansprechpartner/innen an badenwürttembergische Hochschulen für Start-up interessierte Studierende. Es zeigt sich, dass die Online-Kommunikation gefolgt von persönlichen Kommunikationswegen und Eventmarketing-Aktionen am beliebtesten sind, um das Thema Start-up Gründung zu thematisieren und in Verbindung mit der Hochschule zu präsentieren. Die Auswertung der Daten lässt den Schluss zu, dass die Rechtsform eG eine geringe Rolle im Bereich wissenschaftlicher Ausgründungen an baden-württembergischen Hochschulen spielt. Dabei wird die meist fehlende Information an Hochschulen über die Rechtsform eG als eine entscheidende Ursache angenommen. Die Ergebnisse dieser explorativen Studie münden in der Empfehlung, dass die Sichtbarkeit der Rechtsform eG an baden-württembergischen Hochschulen durch Bereitstellung leicht zugänglicher Informationen und Checklisten zur Neugründung einer eG als Start-up bzw. Spin-off erhöht werden kann (vgl. Tab. 4).
Konkrete Handlungsempfehlungen zeichnen sich ab: